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тупичке Гоблина)
Переводы Высоцкого на немецкий:
Meine Zigeunerromanze
Ächze, träum vom goldnen Licht, spüre große Trauer.
"Nicht so schnell, mein Freundchen, halt, morgens bist du schlauer."
Keineswegs, ein Kater kommt, fühlst dich wie erschlagen,
Einen Schluck, damit er geht, rauchst auf leeren Magen.
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Weiße Kneipentücher, Schnaps, Bettlern gut und Toren,
Einem Vogelkäfig gleich, hier bin ich verloren.
Kirchen finster, voll Gestank, Weirauch, der betörte.
Nein, auch Kirchen sind nicht so, wie es sich gehörte.
Klettere auf einen Berg, hoff ihn zu ersteigen.
Schöne Erlen, Kirschenbäume mit sehr vielen Zweigen.
Aber daß mal jemand käm, Efeu anzupflanzen!
Nein, auch hier nur alles halb, nichts ist mehr im Ganzen.
Durch das Feld am Fluß entlang, Gott ist nicht zu sehen.
Blaue Blumen blühn im Feld, komm schon, weitergehen.
Hexen schauen aus dem Wald, ich muß mich beeilen,
Seh am Ende meines Wegs Richtplätze mit Beilen.
Pferde tanzen ohne Lust rhytmisch im Gelände.
Ist der Weg schon schlimm genug, wie wird erst das Ende?
Kirchen, Kneipen sind entweiht, auch wenn man es wollte:
Nichts ist mehr in dieser Zeit so, wie es sein sollte.
1968
Das Haus
Was steht dort so blind,
Sieht ganz dunkel aus,
Siebenmal böser Wind
Streicht um dieses Haus.
Alle Fenster sehn
In der Abgrund rein.
Vorn zur Straße stehn
Tore, lassen ein.
Müde bin ich und mehr,
Spann die Pferde gleich aus.
"Hallo, sag, ist dort wer?
Hilf mir, komm doch heraus!"
Wie ein Schatten, Luftzug
Huscht vorbei er ganz leis,
Dieser Aasgeierflug,
Er verengt sich zum Kreis.
Du betriettst das Haus,
Eine Schenke scheint's
Wie sehn die hier aus?
Wer ist Freund, wer Feind?
Sie verziehn's Gesicht.
Alles still, ein Mief,
Warum brennt kein Licht,
Die Ikone schief?
Alles seltsam, verstört,
Dunkel wird was erzählt,
Ein paar Strophen geröhlt,
Die Gitare gequält.
Unverschämt, dieser Strolch,
Das Gesicht wie ein Fisch,
Zeigt er mir seinen Dolch
Heimlich unter dem Tisch.
Keiner gibt Bescheid.
Wo sitz ich hier fest?
Diese Dunkelheit,
Es stinkt wie die Pest.
Brennt kein Ew'ges Licht,
Keine Luft kriegt man.
Ja, wißt ihr denn nicht,
Daß man leben kann?
Steht weit offen die Tür,
Doch die Seelen im Bann.
Wer ist euer Herr hier,
Dem ich einschenken kann?
Und man antwortet mir:
"Du warst weg, irgendwo,
Warst schon lange nicht hier,
Bei uns lebt man längst so.
Gläser fressen wir
Oder sauren Klee,
Seelen voller Gier,
Pickel, Kopf bis Zeh.
Trost gab uns der Wein
Oft in unsrer Not,
Hier wird man zum Schwein,
Schlägt einander tot."
"Bin gehetzt immerfort,
Sah dem Wolf ins Gesicht.
Sagt mir, wo ist der Ort,
Hell vom Ewigen Licht?
Den Ort such ich schon lang,
Der sich schwer finden läßt,
Wo statt Stöhnen Gesang,
Wo der Fußboden fest."
"Solche Häuser sind
Uns hier unbekannt.
Dunkelheit macht blind,
Raubt uns den Verstand.
So verbittern wir
Schon seit Ewigkeit.
Die Ikonen hier
Schwarz vom Ruß der Zeit."
Trieb die Pferde schnell an,
Nichts wie raus aus dem Mief,
Wo kein Mensch atmen kann,
Wo Ikonen so schief.
Pferde rannten allein,
Ganz egal jetzt, wohin,
Unter Menschen nur sein,
Wo auch ich einer bin!
Wie lang ist das her?
Ich weiß es nicht mehr.
Leben: Schlag auf Schlag,
Ich geb es nicht her.
Ich hab euch gemacht
Lieder nach Klische:
"Augen schwarz wie Nacht,
Tischtuch weiß wie Schnee."
1973
Verfolgungsjagd
Etwas Wein im Blut,
Fuhr ich durch den Wald,
Fühlte mich sehr gut,
Laut mein Lied erschallt.
Lieder froh und frech,
So wie dieses hier:
"Augen, schwarz wie Pech,
So geliebt von mir."
Mal fahr wir ohne Hast,
Dann schnell, ich halt sie nicht.
Ihr Huft wirft den Morast
Mir hinein ins Gesicht,
Schlucke Speichel mit Dreck,
Nehme einen zum Brust,
Ach, wie Öl fließt es weg,
Singe laut voller Lust.
"Otschi tschornyje,
Kak ljubil ja was",
Letzte Flasche leer,
Woher krieg ich was.
Vor den Kopf mich hau,
Daß der Rausch geht weg.
Als ich um mich schau,
Krieg ich einen Schreck.
Bäume wie eine Wand.
Sie durchdringen? Kein Stück!
Pferde Scheunen im Stand,
Weichen langsam zurück.
Nichts zu sehn weit und breit,
Keine Spalte, kein Licht.
Und das Baumnadelkleid
Meine Haut mir zerstricht.
He, da vorne ihr,
Brürer, bringt mir Glück.
Was macht ihr mit mir,
Warum denn zurück?
Regen riecht versehrt,
Muß wohl giftig sein.
Meinem Seitenpferd
Riß der Wolf ein Bein.
Ich besoffner Idiot
Schütt mir voll den Kanal.
Stehe kurz vor dem Tod,
Und mir bleibt keine Wahl.
Merke, im Kartenspiel
Fehlt ein wichtiges As.
Wo ist mein Lebensziel,
Diese Karte war das.
"Fahrt zur Hölle, weg!"
Schrei ich Wölfe an.
Nackte Angst und Schreck
Macht die Pferde an.
Mit der Peitsche treib
Ich voran das Vieh,
Heule wie ein Weib:
"Otschi tschornyje."
Zähnefletschen und Schaum,
Wilder Schrei, Dissonanz.
Glöckchen vorne am Zaum
Spielen auf mir zum Tanz.
Meine Pferde, euch hetz
Ich noch in euer Grab.
Bringt mich fort, Freunde, jetzt,
Bringt mich fort, Feinde, Trab!
Nach der wilden Jagd
Steilhang hoch und frei,
Rad war abgenagt
Und mein Rausch vorbei.
Blasenschaum vorm Maul,
Atmeten wir tief,
Mir und auch dem Gaul
Schweiß in Strömen lief.
Danck sei euch, meine Pferde,
Ließ mich nicht im Stich,
Ich verbeug mich zur Erde,
Gerettet bin ich.
Warf herab meinen Plunder,
Und spannt Gäule aus.
Gott vergelt1's euch, ein Wunder,
Daß ich kam heil raus.
1973
Parabel von der Wahrheit
Hat sich die Wahrheit mal mit exquisiter Garderobe
Für arme Schlucker und Trottel zur Schönheit gemacht,
Lockte sie zu sich nach Hause der Schwindel, der grobe,
Sagte:"Du kannst ohne Angst bei mir schlafen heut nacht."
Still und naiv lag die Wahrheit dann in Morpheus' Armen,
Stand noch ein sabbriges Lächeln da auf ihrem Mund,
Nahm er die Bettdecke weg, ohne Furcht und Erbarmen
Machte er's ihr, war zufrieden, gesättigt, gesund.
Aufstehen, zuknöpfen, er schnitt 'ne hämische Fratze:
"Weiber sind Weiber, Warum habe ich mich geniert?
Gleich ist die Wahrheit dem Schwindel trotz allem Geschwatze,
Wenn man sie beide nur nakt siet und analysiert."
Aus ihrem Haar flocht der Schwindel die goldenen Bänder,
Nahm sich die Kleider nach Augenmaß für seinen Zweck,
Ausweise, Geldscheine, Armbanduhr und den Kalender.
Spuckt' in die Ecke und flucht', aber nichts wie hier weg.
Morgens, da schaute die Wahrheit erst in einen Spiegel,
Hat sich gewundert, als sie sich so nackt stehen sah.
Irgendwer kam dann zu ihr, hatte Teer in 'nem Tiegel,
Hat sie beschmiert. Aber mehr war nicht, was da geschah.
Hat noch gelacht, als man sie bombardierte mit Steinen:
"Alles gelogen -- mein Kleid hat der Schwindel jetzt an!"
Zwei von den Trotteln verhaften sie. Mit gemeinen
Ausdrücken wurde beschimpft sie von diesem Gespann.
Nannten sie Flittchen, du Prostituierte und schlimmer,
Noch mal beschmiert, scharfe Wachhunde auf sie gehetzt.
"Hauptstadtverbot! Ab sofort, und das gilt jetzt für immer!
Einen Tag Zeit, wenn nicht, weißt du ja, was es denn setzt!"
Das Protokoll war gefüllt wie ein stinkender Kübel,
Flickte man doch gleich ein paar andere Fälle mit ein.
"Schlampe du, du nennst dich Wahrheit! Na, das ist nicht übel!
Du bist versoffen, verhurt. Hau jetzt ab, altes Schwein!"
Wahrheit, die nackte, sie weinte, beschwor sie auf Knieen,
Streunte umher, wurde krank, hatte kein' Pfennig Geld.
Schwindel indes hat wie üblich, ein Pferd sich geliehen,
Ritt dann im Affenzahn auf diesem Pferd in die Welt.
Ist doch viel schöner, 's wird offen und ehrlich gelogen,
Wahrheit, die quält jeden, stich einem nur ins Gesicht,
Hat, unbestechlich, sich in eine Wildnis verzogen,
Meidet die Menschen und, weil sie auch nackt ist, das Licht.
Mancher versucht, für die Wahrheit zu kämpfen, zu singen,
Doch in der Rede steckt Wahrheit, die Schwindelei heißt:
"Einst wird die Wahrheit die Plane des Siegers erringen,
Wenn sie genau wie der Schwindel die andern bescheißt."
Oft, wenn wir sitzen und jeder hat einen gesoffen,
Weiß man nicht mehr, wo man pennen soll bei diesem Pack.
Ziehn sie dich aus, das ist Wahrheit, so nackt und so offen.
Schau nur, schon zieht deine Hose an der Lügensack,
Schau nur, schon legt deine Uhr sich an der Lügensack,
Schau nur, schon lenkt er dein Pferd hinweg, der Lügensack....
Das Milizprotokoll
Wir tranken wirklich gegen sonst in Maßen.
Sag du, Serjosha, stimmt doch, oder was'n?
Und wär der Wodka nicht aus Sägespänen,
Da würden vier, fünf Flaschen nicht so lähmen.
Die zweite Pulle war noch vor dem Laden,
Ein zarter Anfang, um den Zahn zu baden.
Was dann im Park unter den Schirmen war,
Das weiß ich nicht, da ist kein Film mehr da.
Weiß nur, war abgerackert, nichtt gegessen,
Doch klar wie Glas, nur etwas voll indessen.
Von ihrer Minna sah ich nur die Räder,
Da hatten wir siebenhundert, aber jeder.
Der dritte war zu seinem Glück gezwungen,
Das tut uns leid, doch jetzt Entschuldigungen?
Daß der Bebrillte jetzt im Dunkeln steht,
Kam von dem Portwein, der so kräftig dreht.
Der Bürger fing selbst an, sagte, macht Schluß,
Daß man Radaubrüder bestrafen muß.
Geht auseinander, hat er uns beschwatzt,
Beim Auseinandergehen bin ich geplatzt.
Hab ich jemand beschimpft, bestraft mich hart!
Sag du, Serjosha, ist das meine Art?
Daß ich hinfiel, war Trübsal inder Omme,
Von der ich manchmal Schreikrämpfe bekomme.
Nach ein paar kleine Sätze für Ihr Protokoll,
Was man von Schule und Familie lernen soll:
So was wie uns bestraft doch schon das Leben!
Serjosha, stimmt's? Du kannst's ruhig zugeben!
Er schläft jetzt noch, denkt aber wohl das gleiche.
Das Leben straft doch selbst die bösen Streiche.
Wozu dann diese Mühe, laßt uns laufen,
Das Leben wird sich uns schon wieder kaufen!
Es stört Sie doch nicht, wenn Serjosha pennt.
Ein kluger Kopf, der sich ringsum auskennt.
Daß er jetzt schweigt - er ist halt sehr erregt,
Ein Geist, der selbst beim Schlafen überlegt.
Sperrt uns nicht ein, wir haben kleine Kinder,
Muß nach Medwedkowo, er noch dahinter...
Ach was, egal, Metro und Bus sind fort
Und Taxiknechte fühlen sich als Lord.
Sie sind sehr nett und voller Taktgefühle,
Man wird gefahren, hilftuns auf die Stühle.
Am Morgen weckt kein Hahn uns auf dem Mist,
Nein, ein Sergeant, da weiß man, wer man ist.
Man wird uns sicher mit Musik entlassen,
Dann werden wir den Rubel hier verpassen.
Ach Bruder, ach, von gestern ist der Schnee!
Schlaf nur, Serjosha, da tut's nicht so weh.
1971
Krimi
Weil er vor der Abwer zittert,
Saß er nur zu Haus verbittert.
Hat ein Pseudonym auf englisch:
Mister John Lancaster Pack,
Lederhandschuh an den Händen,
Daß sie keine Spuren fänden.
Im "Sowjetskaja" logierte
Dieser Nichtsowjetmensch Pack.
John Lancaster hat alleine,
Hauptsächlich im Mondenscheine,
Alles abgeknipst mit einem
Infraroten Objektiv.
Auf den Fotos dann im Hellen
Sah man nur noch schwarze Stellen
Statt der Dinge, die so teuer,
Unserm ganzen Kollektiv.
Aus der Bergweg-Klubgaststätte
Wurde eine Toilette.
Unsre liebe Hauptmarkthalle
War ein Gammellager gar.
Seine Mikrofilmattake
Macht das GUM zur Holzbaracke.
Und ich schäm mich auszusprechen,
Was das Staatstheater war.
Arbeit ohne Mitarbeiter -
Öde, trist, so denkt er weiter.
Und der Feind, ein kluges Köpfchen,
Schreibt 'nen ungedeckten Scheck.
In der Kneipe lernt er kennen,
Den sie Jepifan dort nennen.
Brachte ihh vom rechten Wege
Dieser Nichtsowjetmensch Pack.
Jepifan schien scharf auf Scheinchen,
Listig, klug, ein kleines Schweinchen.
Was das Bier betraf und Frauen,
Da war er in seinem Reich.
Für Spione wie geschaffen,
Machte er für John den Affen.
Ja, so kann es dem ergehen,
Der versoffen ist und weich.
"Erste Sache im Alleingang:
Viertel vier, beim Saunaeingang.
Etwas früher, etwas später
Hält ein Taxi hinterm Haus.
Steige ein, den Fahrer binden,
Such was wie ein Dieb zu finden.
Diesen Fall bringt wenig später
BBC ganz groß heraus.
Noch was, eh ich es vergesse:
Frische Wäsche, denn zur Messe
Kommt ein Mann mit einem Koffer
Auf dich zu und sagt zu dir:
"Wolln Sie Kirschen ohne Kerne?"
Darauf du: " Natürlich, gerne."
Und das Brot mit Sprengstoff drinnen
Bringst du dann gleich her zu mir.
Dafür, Freund, mit deiner Fahne,"
Sagte er zu Jepifane,
"Gibt's ein Häuschen in Chicago,
Autos, Weiber, Geld wie Heu."
Doch der Feind, der arg beknackte,
Ahnte nicht, wem er das sagte:
Jepifan, Major der Abwehr,
Ehegate, braw und treu.
Ja, das war wohl nichts, mein Bester,
Meistersptzel John Lancaster,
Diesmal ging es in die Äppel,
Sogenannter Mister, well?
Ausgeschaltet wie Schnewittchen,
Zum Friseur und ab ins Kittchen.
Und nun zog ein braver Grieche
Ins "Sowjetskaja" - Hotel.
1965
Äpfel aus dem Paradies
Irgendwann stirbt ein jeder, dann heißt es, das ist es gewesen.
Möglich, ich sterb umsonst, schiebt mir Jemand ein Messer hinein.
Für die Toten wird im Paradies eine Messe gelesen.
Mit den Toten wird Nachsicht geübt. Mit den Lebenden? Nein.
Mein Gesicht liegt im Dreck, schöne Pose, doch nun muß ich starten,
Meine Seele besteigt ein paar Pferde, die ich mir geklaut.
Alles aus. Ich probiere die Äpfel im himmlischen Garten.
Möglich, daß der Apostelidiot mir dafür eine haut.
Halt mal! Jetzt seh ich was, das hab ich doch schon öfter gesehen,
Eine fruchtlose Einöde. Endlos, so kommt sie mir vor.
Und immitten des Nichts steht ein Tor, und das will nicht aufgeben.
Eine Horde von Knastbrüdern liegt dort auf Knien vor dem Tor.
Ich beruhige mein Deichselpferd, schütte ihm Korn in die Schüssel,
Ich entferne die Kletten und flecht aus der Mähne 'nen Zopf.
Der Apostelfürst Petrus, ein Greis, er probiert alle Schlüssel,
Doch er kriegt es nicht auf,geht von dennen und schüttelt den Kopf.
Diese Horde kniet still vor dem Tor, sieht gequält aus und mager,
Plötzlich hockt sie sich hin, doch die Knie gehorhen ihr nicht.
Hundesspuren! Was heißt Paradies? Das hier ist doch ein Lager!
Alles ewieger Kreis. Der Gekreuzigte zeigt sein Gesicht.
Meine Pferde und ich, wir betrachten ein Lager von Klasse.
Der Geruch frischen Brotes, der fester als Handschellen hält.
Doch Ozon macht immun, so daß ich mich nicht hinreißen lasse,
Und kein Fluch entweicht mir, denn mein Mund ist vor Wonne entstellt.
Da beschimpfe der Greis mit den Haaren, den weißen, die Wachen.
Diese rannten, probieren am Schloß, ob es sich öffnen ließ.
Einer schlug zwar Alarm, doch er konnte dagegen nichts machen.
Alle stürzten sich in das gepriesene Land Paradies.
Plotzlich sehe ich, wie sich zwei grünliche Schatten verflocken.
Beim Schrei: "Klopft auf die Gleise", da fliegen sie entgelgleich an.
Brüder, seht, paradiesisch ist's hier, und das Gleis klingt wie Glocken.
Nicht die Schlüssel, die Dietriche zu unsern Seelen sucht man.
Ich erssticke dahinten. Gestorben einst weder im Liegen
Noch wie Jesus. Den Rücken zur Wand, welch ein sklavischer Schluß!
Eine Unzahl von Äpfeln: erfroren, die könnte man kriegen,
Paradiesisch bewacht, in die Stirn trifft dich dort jeder Schuß.
Auf den Wachttürmen Engel, und einer davon hat den Schlucken.
Gott vergig mir, ich habe ein paar von den Äpfeln geklaut.
Jag zurück auf die Erde. Den Schuß nahm ich, ohne zu zucken.
Bringe dir ein paar Äpfel, die hab ich am Körper getaut.
Sterbe jetzt schon zum zweiten Mal, kann mich ans Sterben gewöhnen.
Hat geklappt, einen Schuß in den Bauch, also hatte ich Glück.
Es ist üblich, Erschossene im Paradies zu verwöhnen,
Denn erschießt man dich dort, kommst du gleich auf die Erde zurück.
Mein Gesicht liegt im Dreck, schöne Pose, komm, du mußt dich zwingen.
Meine Pferde wolln Hafer, das gibt meine Zeit nicht mehr her,
Fahr den Abgrund entlang, schwing die Peitsche, will Äpfel dir bringen,
Denn du wartest auf mich, bis ich vom Paradies wiederkehr.
1977
Ballade meiner Kinderheit
Weder Zeit meiner Zeugung noch Gründe
Konnt ich mit dem Gedächtnis erfassen.
Weiß nur, ich, als Produkt einer Sünde,
Wurde vor meiner Frist schon entlassen.
Ward zur Welt gebracht nicht unter Schmerzen
Nach neun Monaten, Jahre warn's nicht...
Dieser erste Knast war unterm Herzen,
Doch der fiel nicht sosehr ins Gewicht.
Den Heiligen sei Dankgesagt,
Daß sie pepustet und gespien,
Daß meine Eltern es gewagt,
Mich herzustellen, aufzuuiehn.
In jener anspruchslosen Zeit,
Die jetzt eine Legende scheint,
Da gab es Reisen, lang und wit,
Als Weg zur Besserung gemeint.
Geholt noch in der Zeugungsnacht,
Auch schon vorher, je nach Befehl.
Was sie zustande so gebracht:
Wir leben und sind kreuzfidel.
Lauf, Gedanken, ihr resenden Hunde,
Laßt in Worte und Zeilen euch fassen!
Eingesperrt aus verständlichem Grunde,
Achtunddreißig erstmalig entlassen.
Doch von Monat zu Monat ward's schlimmer,
Die Geburt hab ich dann überlebt
Und mich eingewöhnt, klar, wenn man immer
In der Ersten Mestschanskaja klebt.
Das Zimmer war durch eine Wand
Mehrmals geteilt, man hört' genau,
Wer weg war, sich zu Haus befand
Und Wodka trank mit seiner Frau.
Man mußte schon bescheiden sein,
Allein war man dort niergendwo,
Für achtunddreißig Mietspartein
Gab's in der Wohnung nur ein Klo.
Wir hatten Wattejacken an
Und klapperten, es war sehr kalt.
Was die Kopeke wert sein kann,
Das wußte ich schon ziemlich bald.
Als dann täglich die Angriffe waren,
Wurde niemand von Furcht mehr ergriffen,
Sogar ich Knirps mit meinen drei Jahren
Hab auf Fliegeralarm schon gepfiffen.
Was von oben kam, war nicht nur Segen,
Brände wurden gelöscht Tag und Nacht.
Meine Sandschaufel kam da gelegen,
Sie hat auch etwas Nutzen gebracht.
Als durch das Dach die die Sonne schien,
Traf sie mit ihren Strahlen da
Auch den Kirillytsch Jewdokim
Und Gissja Moissejewna.
Sie fragt:"Die Söhne?" Er verneint:
"Sie sind verschollen, kein Bescheid.
Ach Giska, was uns heute eint,
Das doch unser aller Leid.
Als ob du selbst nicht leiden mußt,
Du könntest gradso Russin sein,
Denn meine Söhne sind vermißt
Und deine sitzen schuldlos ein."
Schob beiseite die Windeln und Schühchen,
Ohne Aufpasser wollteich wandern.
Man beschimpfte mich:"Du taubes Frühchen",
Doch ich war so normal wie die andern.
Die Rollos wurden runtergenommen,
Von dem Zittern vorm Fritz blieb ein Rest,
Unsre Väter, nach Hause gekommen,
Suchen sich oft ein anderes Nest.
Die Tannte Sinna trägt ein Kleid
Mit Drachen und mit Schlangen drauf,
Bei Wowka taucht' vor kurzer Zeit
Der Vater mit Trophäen auf.
Trophäenjapan gab ein Pfand
Trophäendeutschland, man grif hin,
Germanien zog in unser Land
In einem Riesenkoffer drin.
Ich legte Schulterstücke an
Und hab mich als Major drapiert.
Es kammen Zivilisten dann,
Die hatte man evakuiert.
Unsre Väter versuchen zu starten,
Wurden nüchtern und soffen von neuem,
Freudentränen belohnten das Warten,
Doch oft gab's keinen Grund mehr zum Freuen.
Vitka Vater mit kräftigen Händen,
Für die Metro grub er Tunnel aus,
"Korridore, die enden an Wänden,
Doch die Tunnel, die führen hinaus."
Doch Vitka gab nichts drauf, der Tor,
Er dachte: Vaters Spinnerein,
Und kam aus unserm Korridor
In einen andern, saß dort ein.
Daß er sich stritt, kam sehr oft vor,
Verzweifelt dann sein Widerstand.
Er ging durch diesen Korridor
Und endete an einer Wand.
Die Väter waren zwar nicht dumm,
Doch lebten sie in ihrer Welt.
Wir sahen uns im Leben um,
Nun ganz auf uns allein gestellt.
Schlägereien, das Blut kam geflossen,
Auch bei denen, die noch eingeschissen,
In den düsteren Kellergeschossen
Haben wir uns vor Panzer geschmissen.
Keine Kugel, die uns da berührte,
Doch für uns war sie spannend, die Zeit,
Es gab nichts, was man nicht mal riskierte,
Legte Feilen als Dolche bereit.
Die Klappmesser mit scharfem Schliff,
Die federleichten, schwarz und grün,
Die stecken später bis zum Griff
In Lungen, schwarz vom Nikotin.
Sie waren waghalsig und schlau,
Rotznasen nützen aus die Not:
Gefangene Deutsche auf dem Bau,
Die tauschen Messer gegen Brot.
Die Einsätze warn sehr gering
Bei Pfandeerspielen, die man trieb,
Doch die Romantiker, der ging
Von dunklen Höfen fort als Dieb.
Eine Schieberin, ganz große Klasse,
Angst vor Gott oder Nachbarn? Nichts da!
'ne Million hatte sie in der Kasse,
Pereswetowa, die Marussja.
Ständig Hunger, so ging es dort allen,
Sie trank heimlich und still in der Not,
Ist dann, plumps, vor der Tür umgefallen,
Bös gestorben, war kein schöner Tod.
Die Sucht nach Reichtum ist beinah
Noch stärker als nach Heroin.
Marussja Pereswetowa,
Die konnte sich ihr nicht entziehn.
Es lief dann alles ganz normal,
Man war erstaunt von solcher Pracht
Und sauer: So viel Kapital! —
Besonders der vom Metroschacht.
Er riß dann unser Haus ab
Und sagt' zu uns:"Rotznasen ihr,
Was krieg denn ich vom Kriege ab?"
Und hat geflucht, der Offizier.
Es gab Zeiten, da gab die Keller,
Dann die Zeiten, de senkte man Preise.
Das Kanalwasser floß immer schneller,
Stoppte dort, wo es sollte, die Reise.
Diese Kinder von alten Majoren
Holte man nach Sibirien ab,
Und aus jenen, den Knast-Korridoren,
Ging es schwerer hinauf als hinab.
1975
Hier und dort sah man im Restaurant Malerein...
Hier und dort sah man im Restaurant Malerein,
"Der erstochene Recke", "Drei Bären".
In der Ecke am Tisch saß ein Hauptmen, allein.
"Sie gestatten?" - "Ich kann's nicht
Verwehren".
"Komm, hier, rauch!"
"Danke, nein, ich rauch keine Kasbek."
"Reich dein Glas her, bis die hier aufwachen."
"Danke, nein, ich hab Zeit."
"Trink schon, mach keinen Zeck, bleib gesund!"
"Unbedingt, werd ich machen."
"Also was ist mir dir?" fragt er, ganz schön im Tee,
"Elegant kannst du immerhin saufen,
Weißt du auch, was ein Panzer ist, was ein MG,
Was es heißt, zur Attacke zu laufen?
Dreiundvierzig bei Kursk, als ich Feltwebel war,
Wieviel ich seitdem abgekriegt habe...
So viel, Bruder, ach es ist schon gar nicht mehr wahr,
Samit du hier in Ruhe, du Knabe..."
Viel geflucht, viel getrunken, ich stand ihm nicht nach.
Nur zum Schluß trat ich etwas daneben,
Hab den Hauptman beleidigt, als ich ihm sprach:
"Zum Major schaffst du's nie mehr im Leben!"
Er hat weinend mich nach meinem Vater gefragt,
Stiert' ins Glas dumpf und an zu schreien:
"Für dich Saukerl hab ich dort mein Leben gewagt,
Du vernichtest es mit Sauferein!
Eine Knarre für dich und ab in die Schlacht,
Anstatt daß wir hier rumsaufen sollten!"
Ich saß da, wie im Graben bei Kursk grad erwacht,
Wo als Feldwebel er was gegolten.
1966
Der nicht geschossen hat
Was soll ich euch belügen, dazu bin ich zu alt,
Mich hat ein ganzer Zug mal am Morgen abgeknallt.
Wer weiß, warum so etwas grad mir passieren muß?
Das wird mir niemand glauben umd sagen:"Alles Stuß!"
Mein Kommandeuer, der wollte es erst nicht,
Doch als man fest auf meinem Tod bestand,
Tat dieser Zug vorbildlich seine Pflicht,
Nur einem, dem versagte seine Hand.
Mein Schicksal, das verrückte, es läuft schon lange schief.
Ich griff mal einen Deutschen, der mich jedoch weglief.
Der Sicherheitsmensch aber, solide, wie er war,
Behilt mich streng im Auge, wir wurden bald ein Paar.
Zog sie aus Licht und schleppte heran,
Die Kaderakte, dick und ordentlich.
Da half mir nichts und niemand, ich war dran.
Er half! Der nicht geschossen hat auf mich.
Die Hand fiel in den Abgrund, es krachte, Feuer frei.
Ich hör:"Er lebt, der Teufel, ins Lasarett, dawai!"
Passierschein, ab ins Jenseits, so hatte ich geglaubt,
Erschossen wird nicht zweimal, denn das ist nicht erlaubt.
Als mich der Arzt sah, pfiff er durch den Zahn,
Holt' Kugeln aus mir und wundert' sich.
Ich unterhielt mich leis im Fieberwahn
Mit dem, der nicht geschossen hat auf mich.
Ich leckte meine Wunden, war selten nur im Bett,
Doch war ich Hahn im Korbe in diesem Lazarett,
Denn alle Weiber waren in mich total verknallt.
"He du, nur Halberschoßner, zum Spritzen, na wird's bald!"
Sie wurden dann zur Insel Krim gebracht,
Pakete mit Glukose schickte ich,
Damit sich's süßer kämpft in dieser Schlacht,
Für den, der nicht geschossen hat auf mich.
Ich trank den Tee aus Schälchen, des öfteren mit Schuß.
Ich bin nicht draufgegangen, ich kämpfte bis zum Schluß.
Der Kommandeur begrüßt' mich und sagt' mir ins Gesicht:
"Daß man dich nicht erschossen, nein, meine Schuld war's nicht."
Statt mich zu freuen, daß man mich noch läßt,
Ich heulte wie ein Hund und fluchte matt.
Ein deutscher Schütze gab mir dann den Rest,
Schoß nieder den, der nicht geschossen hat.
Der Gipfel
Hier habt ihr kein Flachland, das Klima extrem,
Lawinen rollen, beinah nach System,
Und hier ein Steinschlag dem andern die Hand.
Man könnte umdrehn, den Abgrund umgehen,
Der schwierige Pfad ist ausersehn,
Ein Kriegspfad, der fordert Mut und Verstand.
Wer hier noch nicht war, wer das niemals riskiert,
Der hat sich im Leben nie ausprobiert,
Selbst wenn er die Menschheit vom Schnupfen befreit.
Denn du triffst da unten, reck dich und streck,
Auch zufällig, es hat keinen Zweck,
Nicht mal ein Zehntel solcher Herrlichkeit.
Kein Rosengebinde und kein Trauerkranz,
Hier ist dein Grabstein ein Stein ohne Glanz,
Kein Denkmal, damit man dich ja nicht vergißt.
Doch dafür wird leuchten im weiten Kreis
Ein ewiges Feuer, grünes Eis,
Der Gipfel, an dem du gescheitert bist.
Die Mäuler zerfetzen, das sollen sie nur.
Umsonst gestorben? Woher! Keine Spur!
An Schnupfen wär schlechter oder an Spirt.
Die anderen zihen ihrem Komfort
Die Mühen und das Risiko vor.
Sie gehen bis zum Ende ihren Schritt.
Hier darfst du nicht träumen, die Wände sind steil.
Hoff nicht auf das Glück oder Zufälle, weil
Sehr unzuverlässig sind Steinbocken, Wände und Eis.
Trau nur deinem Freund und der Kraft deiner Hand,
Die Haken tiefer noch in jede Wand,
Und betet zu Gott, daß die Leine euch ja nicht reiß.
Wir kerben die Stufen und schwitzen wie Vieh.
Kein Widerruf, wenn uns auch zittern die Knie.
Du spürst, wie dein Herz hoch hinaus schon zum Gipfel ausbrach.
Auf deiner Hand liegt jetzt die Erde, die Welt,
Du merkst, wie dein Glück nun den Atem anhält.
Was bleibt, ist der Neid auf die anderen, die noch danach...
1966
Abschied von den Bergen
Sind zurück, uns empfängt der alltägliche Trab,
Diese Hektik der Stadt, dieser Lärm der Motoren.
Stiegen wir von bezwungenen Gipfeln herab,
Unser Herz in den Bergen verloren.
Also läßt doch unnütze Streiten,
Den für mich ist der Fall sonnenklar:
Mehr Genuß als ein Berg kann bereiten
Nur ein Berg, auf dem ich noch nicht war.
Niemand möchte im Unglück ein Einsiedler sei.
Wer geht gern, wenn er weiß, daß sein Herz ankern werde.
Doch wir steigen herab, lassen Berge allein,
Denn was soll's, auch die Götter, sie stiegen zur Erde.
Also läßt doch unnütze Streiten,
Den für mich ist der Fall sonnenklar:
Mehr Genuß als ein Berg kann bereiten
Nur ein Berg, auf dem ich noch nicht war.
Ja, uns mahnen die Berge, sie rufen uns: Bleibt!
Wecken Worte und Hoffnungen, so viele Lieder.
Doch wir kehren zurück, weil uns irgendwas treibt
Auf die Erde herab, immer wieder und wieder.
Also läßt doch unnütze Streiten,
Den für mich ist der Fall sonnenklar:
Mehr Genuß als ein Berg kann bereiten
Nur ein Berg, auf dem ich noch nicht war.
1966
Frölicher Leichengesang
Ob du im Zug oder Auto willst fahren,
Ob angetütert per pedes mußt gehn,
Überall lauern doch heute Gefahren.
Schwer ist es, lang auf den Beinen zu stehn.
Unfall in Samoskworetschje geschehen:
Drei zum Begräbnis des vierten gehetzt,
Drei sind verwundet, sie könn' nicht mehr gehn,
Nur der im Sarg lag, der blieb unverletzt.
Weiber, die heulten gequetschtdurch die Zähne,
Und dieser Pope traf nie einen Ton,
Auch die Trompeten - wie eine Sirene,
Nur der im Sarg lag, schwieg mit Perfektiion.
Kommt doch sein Chef, der Halunke, geschichen,
Küßt seine Stirn, hat vor ekel geschluckt.
Jeder küßt ihn, weil er wehrlos, verblichen,
Er jedoch, ehrlich, hat nicht mal gezuckt.
Plötzlich Gedonner, da mach was dagegen.
Schert sich Natur um die Reden am Grab?
Jeder rennt weg und sucht Schutz vordem Regen,
Nur der im Sarg lag, der haute nicht ab.
Was macht ihm Regen, das bißchen Gewitter,
Lebende sind halt nicht so wetterfest.
Doch die im Sarg, das sind wahrhafte Ritter,
Wenn sich das auch nicht so gleichsetzen läßt.
Mach, was du willst, darein mußt du dich finden,
Weil du schon vorher den Stempel abkriegst.
Dann erst wird er von der Stirne verschwinden,
Wenn du erledigt im Holzkasten ligst.
Im Kollektiv- oder Einzelsarg liegen,
Tote, die haben kein Wohnungsproblem.
Tote, die sind nicht mit Gold aufzuwiegen,
Meckern nicht, lügen nicht, sind sehr bequem.
Keine Erregung mehr, nichts wird verdorben,
Streng die Gesellschaft dort im Schattenreich.
Nicht wie bei uns, hier wird ständig gestorben,
Außer man liegt schon im Sarg totenbleich.
Man sagt, ich rühme angeblich nur Leichen.
Nein, nur das Schicksal empört mich so sehr.
Denn dieses Schicksal sagt, wann wir erbleichen —
Nur die im Sarg sind, die stört das nicht mehr.
Schlachthöfe arbeiten flink, zuverlässig,
Doch wer es nötig hat, der hält sich fit.
Trotzdem: mit Lebenden ist alles Essig,
Außer sie liegen schon drinnen im Sprit.
1967
Hier ist dein Fahrschei, hier dein Zug...
Hier ist dein Fahrschein, hier dein Zug.
Fahr zu, ins Paradies, zum bunten Traumkintopp.
Okay gebucht dein letzter Flug,
Siehst Filme dort dreihundert Jahre lang nonstop.
Der Daumenabdruck, der vom Schuh
Sind registriert. Was nicht erlaubt ist, das bleibt hier.
Steriles Engelchen bist du,
Fährst zweiter Klasse, doch mit Bettwäsche dafür.
Es geht jetzt in Erfüllung, was einst propheziert.
Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Himmelsfahrt.
Ach Wunsch, zu leben bis in alle Ewigkeit,
Nicht sterben müssen in gewohnter Art!
Bevor du fährst, sei nicht bedrückt
Und brüll nicht, so denn Gott ist taub vom vielen Schrein.
Zum Himmel ist ein Mensch entrückt,
Er trifft dort Gott, denn er wird sicher oben sein.
Grüß ihn von uns mit Freundlichkeit,
Und solltest du's vergessen, mach dir nichts daraus.
Wir haben nur noch wenig Zeit
Und flaschen blöd herum, auf einmal ist es aus.
Ein jeder geht mal durch das Tor,
Ob in dreihundert Jahren oder jetzt, ist gleich.
Nur keinen Krieg, da sei Gott vor,
Wir spielten unsern Enkeln einen schlechten Streich.
Dann weckt euch irgendwer, ihr liegt,
Wo kein Gestank, kein Krebs und auch kein Krieg mehr droht,
Die Hongkonggrippe auch besiegt,
Wo alles bestens ist, bist du nun froh, Idiot?
Adieu, man, gibtschon das Signal,
Nun gute Fahrt, schütz dich vor Übel allezeit!
Und triffst du Gott tatsächlich mal,
Dann denk an uns, grüß ihn bei der Gelegenheit!
1974
Спасибо чувакам, что переперли Семёныча на язык Гёте!
www.youtube.com/watch?v=EN56JEQXP0w
www.youtube.com/watch?v=qWy0NASC-B0
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yvesdesrosiers.mylivepage.ru/ (на французском, поёт канадский певец)
oper.ru/news/read.php?page=0&t=1051602686 (обсуждение события на
тупичке Гоблина)
Переводы Высоцкого на немецкий:
Meine Zigeunerromanze
Ächze, träum vom goldnen Licht, spüre große Trauer.
"Nicht so schnell, mein Freundchen, halt, morgens bist du schlauer."
Keineswegs, ein Kater kommt, fühlst dich wie erschlagen,
Einen Schluck, damit er geht, rauchst auf leeren Magen.
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Weiße Kneipentücher, Schnaps, Bettlern gut und Toren,
Einem Vogelkäfig gleich, hier bin ich verloren.
Kirchen finster, voll Gestank, Weirauch, der betörte.
Nein, auch Kirchen sind nicht so, wie es sich gehörte.
Klettere auf einen Berg, hoff ihn zu ersteigen.
Schöne Erlen, Kirschenbäume mit sehr vielen Zweigen.
Aber daß mal jemand käm, Efeu anzupflanzen!
Nein, auch hier nur alles halb, nichts ist mehr im Ganzen.
Durch das Feld am Fluß entlang, Gott ist nicht zu sehen.
Blaue Blumen blühn im Feld, komm schon, weitergehen.
Hexen schauen aus dem Wald, ich muß mich beeilen,
Seh am Ende meines Wegs Richtplätze mit Beilen.
Pferde tanzen ohne Lust rhytmisch im Gelände.
Ist der Weg schon schlimm genug, wie wird erst das Ende?
Kirchen, Kneipen sind entweiht, auch wenn man es wollte:
Nichts ist mehr in dieser Zeit so, wie es sein sollte.
1968
Das Haus
Was steht dort so blind,
Sieht ganz dunkel aus,
Siebenmal böser Wind
Streicht um dieses Haus.
Alle Fenster sehn
In der Abgrund rein.
Vorn zur Straße stehn
Tore, lassen ein.
Müde bin ich und mehr,
Spann die Pferde gleich aus.
"Hallo, sag, ist dort wer?
Hilf mir, komm doch heraus!"
Wie ein Schatten, Luftzug
Huscht vorbei er ganz leis,
Dieser Aasgeierflug,
Er verengt sich zum Kreis.
Du betriettst das Haus,
Eine Schenke scheint's
Wie sehn die hier aus?
Wer ist Freund, wer Feind?
Sie verziehn's Gesicht.
Alles still, ein Mief,
Warum brennt kein Licht,
Die Ikone schief?
Alles seltsam, verstört,
Dunkel wird was erzählt,
Ein paar Strophen geröhlt,
Die Gitare gequält.
Unverschämt, dieser Strolch,
Das Gesicht wie ein Fisch,
Zeigt er mir seinen Dolch
Heimlich unter dem Tisch.
Keiner gibt Bescheid.
Wo sitz ich hier fest?
Diese Dunkelheit,
Es stinkt wie die Pest.
Brennt kein Ew'ges Licht,
Keine Luft kriegt man.
Ja, wißt ihr denn nicht,
Daß man leben kann?
Steht weit offen die Tür,
Doch die Seelen im Bann.
Wer ist euer Herr hier,
Dem ich einschenken kann?
Und man antwortet mir:
"Du warst weg, irgendwo,
Warst schon lange nicht hier,
Bei uns lebt man längst so.
Gläser fressen wir
Oder sauren Klee,
Seelen voller Gier,
Pickel, Kopf bis Zeh.
Trost gab uns der Wein
Oft in unsrer Not,
Hier wird man zum Schwein,
Schlägt einander tot."
"Bin gehetzt immerfort,
Sah dem Wolf ins Gesicht.
Sagt mir, wo ist der Ort,
Hell vom Ewigen Licht?
Den Ort such ich schon lang,
Der sich schwer finden läßt,
Wo statt Stöhnen Gesang,
Wo der Fußboden fest."
"Solche Häuser sind
Uns hier unbekannt.
Dunkelheit macht blind,
Raubt uns den Verstand.
So verbittern wir
Schon seit Ewigkeit.
Die Ikonen hier
Schwarz vom Ruß der Zeit."
Trieb die Pferde schnell an,
Nichts wie raus aus dem Mief,
Wo kein Mensch atmen kann,
Wo Ikonen so schief.
Pferde rannten allein,
Ganz egal jetzt, wohin,
Unter Menschen nur sein,
Wo auch ich einer bin!
Wie lang ist das her?
Ich weiß es nicht mehr.
Leben: Schlag auf Schlag,
Ich geb es nicht her.
Ich hab euch gemacht
Lieder nach Klische:
"Augen schwarz wie Nacht,
Tischtuch weiß wie Schnee."
1973
Verfolgungsjagd
Etwas Wein im Blut,
Fuhr ich durch den Wald,
Fühlte mich sehr gut,
Laut mein Lied erschallt.
Lieder froh und frech,
So wie dieses hier:
"Augen, schwarz wie Pech,
So geliebt von mir."
Mal fahr wir ohne Hast,
Dann schnell, ich halt sie nicht.
Ihr Huft wirft den Morast
Mir hinein ins Gesicht,
Schlucke Speichel mit Dreck,
Nehme einen zum Brust,
Ach, wie Öl fließt es weg,
Singe laut voller Lust.
"Otschi tschornyje,
Kak ljubil ja was",
Letzte Flasche leer,
Woher krieg ich was.
Vor den Kopf mich hau,
Daß der Rausch geht weg.
Als ich um mich schau,
Krieg ich einen Schreck.
Bäume wie eine Wand.
Sie durchdringen? Kein Stück!
Pferde Scheunen im Stand,
Weichen langsam zurück.
Nichts zu sehn weit und breit,
Keine Spalte, kein Licht.
Und das Baumnadelkleid
Meine Haut mir zerstricht.
He, da vorne ihr,
Brürer, bringt mir Glück.
Was macht ihr mit mir,
Warum denn zurück?
Regen riecht versehrt,
Muß wohl giftig sein.
Meinem Seitenpferd
Riß der Wolf ein Bein.
Ich besoffner Idiot
Schütt mir voll den Kanal.
Stehe kurz vor dem Tod,
Und mir bleibt keine Wahl.
Merke, im Kartenspiel
Fehlt ein wichtiges As.
Wo ist mein Lebensziel,
Diese Karte war das.
"Fahrt zur Hölle, weg!"
Schrei ich Wölfe an.
Nackte Angst und Schreck
Macht die Pferde an.
Mit der Peitsche treib
Ich voran das Vieh,
Heule wie ein Weib:
"Otschi tschornyje."
Zähnefletschen und Schaum,
Wilder Schrei, Dissonanz.
Glöckchen vorne am Zaum
Spielen auf mir zum Tanz.
Meine Pferde, euch hetz
Ich noch in euer Grab.
Bringt mich fort, Freunde, jetzt,
Bringt mich fort, Feinde, Trab!
Nach der wilden Jagd
Steilhang hoch und frei,
Rad war abgenagt
Und mein Rausch vorbei.
Blasenschaum vorm Maul,
Atmeten wir tief,
Mir und auch dem Gaul
Schweiß in Strömen lief.
Danck sei euch, meine Pferde,
Ließ mich nicht im Stich,
Ich verbeug mich zur Erde,
Gerettet bin ich.
Warf herab meinen Plunder,
Und spannt Gäule aus.
Gott vergelt1's euch, ein Wunder,
Daß ich kam heil raus.
1973
Parabel von der Wahrheit
Hat sich die Wahrheit mal mit exquisiter Garderobe
Für arme Schlucker und Trottel zur Schönheit gemacht,
Lockte sie zu sich nach Hause der Schwindel, der grobe,
Sagte:"Du kannst ohne Angst bei mir schlafen heut nacht."
Still und naiv lag die Wahrheit dann in Morpheus' Armen,
Stand noch ein sabbriges Lächeln da auf ihrem Mund,
Nahm er die Bettdecke weg, ohne Furcht und Erbarmen
Machte er's ihr, war zufrieden, gesättigt, gesund.
Aufstehen, zuknöpfen, er schnitt 'ne hämische Fratze:
"Weiber sind Weiber, Warum habe ich mich geniert?
Gleich ist die Wahrheit dem Schwindel trotz allem Geschwatze,
Wenn man sie beide nur nakt siet und analysiert."
Aus ihrem Haar flocht der Schwindel die goldenen Bänder,
Nahm sich die Kleider nach Augenmaß für seinen Zweck,
Ausweise, Geldscheine, Armbanduhr und den Kalender.
Spuckt' in die Ecke und flucht', aber nichts wie hier weg.
Morgens, da schaute die Wahrheit erst in einen Spiegel,
Hat sich gewundert, als sie sich so nackt stehen sah.
Irgendwer kam dann zu ihr, hatte Teer in 'nem Tiegel,
Hat sie beschmiert. Aber mehr war nicht, was da geschah.
Hat noch gelacht, als man sie bombardierte mit Steinen:
"Alles gelogen -- mein Kleid hat der Schwindel jetzt an!"
Zwei von den Trotteln verhaften sie. Mit gemeinen
Ausdrücken wurde beschimpft sie von diesem Gespann.
Nannten sie Flittchen, du Prostituierte und schlimmer,
Noch mal beschmiert, scharfe Wachhunde auf sie gehetzt.
"Hauptstadtverbot! Ab sofort, und das gilt jetzt für immer!
Einen Tag Zeit, wenn nicht, weißt du ja, was es denn setzt!"
Das Protokoll war gefüllt wie ein stinkender Kübel,
Flickte man doch gleich ein paar andere Fälle mit ein.
"Schlampe du, du nennst dich Wahrheit! Na, das ist nicht übel!
Du bist versoffen, verhurt. Hau jetzt ab, altes Schwein!"
Wahrheit, die nackte, sie weinte, beschwor sie auf Knieen,
Streunte umher, wurde krank, hatte kein' Pfennig Geld.
Schwindel indes hat wie üblich, ein Pferd sich geliehen,
Ritt dann im Affenzahn auf diesem Pferd in die Welt.
Ist doch viel schöner, 's wird offen und ehrlich gelogen,
Wahrheit, die quält jeden, stich einem nur ins Gesicht,
Hat, unbestechlich, sich in eine Wildnis verzogen,
Meidet die Menschen und, weil sie auch nackt ist, das Licht.
Mancher versucht, für die Wahrheit zu kämpfen, zu singen,
Doch in der Rede steckt Wahrheit, die Schwindelei heißt:
"Einst wird die Wahrheit die Plane des Siegers erringen,
Wenn sie genau wie der Schwindel die andern bescheißt."
Oft, wenn wir sitzen und jeder hat einen gesoffen,
Weiß man nicht mehr, wo man pennen soll bei diesem Pack.
Ziehn sie dich aus, das ist Wahrheit, so nackt und so offen.
Schau nur, schon zieht deine Hose an der Lügensack,
Schau nur, schon legt deine Uhr sich an der Lügensack,
Schau nur, schon lenkt er dein Pferd hinweg, der Lügensack....
Das Milizprotokoll
Wir tranken wirklich gegen sonst in Maßen.
Sag du, Serjosha, stimmt doch, oder was'n?
Und wär der Wodka nicht aus Sägespänen,
Da würden vier, fünf Flaschen nicht so lähmen.
Die zweite Pulle war noch vor dem Laden,
Ein zarter Anfang, um den Zahn zu baden.
Was dann im Park unter den Schirmen war,
Das weiß ich nicht, da ist kein Film mehr da.
Weiß nur, war abgerackert, nichtt gegessen,
Doch klar wie Glas, nur etwas voll indessen.
Von ihrer Minna sah ich nur die Räder,
Da hatten wir siebenhundert, aber jeder.
Der dritte war zu seinem Glück gezwungen,
Das tut uns leid, doch jetzt Entschuldigungen?
Daß der Bebrillte jetzt im Dunkeln steht,
Kam von dem Portwein, der so kräftig dreht.
Der Bürger fing selbst an, sagte, macht Schluß,
Daß man Radaubrüder bestrafen muß.
Geht auseinander, hat er uns beschwatzt,
Beim Auseinandergehen bin ich geplatzt.
Hab ich jemand beschimpft, bestraft mich hart!
Sag du, Serjosha, ist das meine Art?
Daß ich hinfiel, war Trübsal inder Omme,
Von der ich manchmal Schreikrämpfe bekomme.
Nach ein paar kleine Sätze für Ihr Protokoll,
Was man von Schule und Familie lernen soll:
So was wie uns bestraft doch schon das Leben!
Serjosha, stimmt's? Du kannst's ruhig zugeben!
Er schläft jetzt noch, denkt aber wohl das gleiche.
Das Leben straft doch selbst die bösen Streiche.
Wozu dann diese Mühe, laßt uns laufen,
Das Leben wird sich uns schon wieder kaufen!
Es stört Sie doch nicht, wenn Serjosha pennt.
Ein kluger Kopf, der sich ringsum auskennt.
Daß er jetzt schweigt - er ist halt sehr erregt,
Ein Geist, der selbst beim Schlafen überlegt.
Sperrt uns nicht ein, wir haben kleine Kinder,
Muß nach Medwedkowo, er noch dahinter...
Ach was, egal, Metro und Bus sind fort
Und Taxiknechte fühlen sich als Lord.
Sie sind sehr nett und voller Taktgefühle,
Man wird gefahren, hilftuns auf die Stühle.
Am Morgen weckt kein Hahn uns auf dem Mist,
Nein, ein Sergeant, da weiß man, wer man ist.
Man wird uns sicher mit Musik entlassen,
Dann werden wir den Rubel hier verpassen.
Ach Bruder, ach, von gestern ist der Schnee!
Schlaf nur, Serjosha, da tut's nicht so weh.
1971
Krimi
Weil er vor der Abwer zittert,
Saß er nur zu Haus verbittert.
Hat ein Pseudonym auf englisch:
Mister John Lancaster Pack,
Lederhandschuh an den Händen,
Daß sie keine Spuren fänden.
Im "Sowjetskaja" logierte
Dieser Nichtsowjetmensch Pack.
John Lancaster hat alleine,
Hauptsächlich im Mondenscheine,
Alles abgeknipst mit einem
Infraroten Objektiv.
Auf den Fotos dann im Hellen
Sah man nur noch schwarze Stellen
Statt der Dinge, die so teuer,
Unserm ganzen Kollektiv.
Aus der Bergweg-Klubgaststätte
Wurde eine Toilette.
Unsre liebe Hauptmarkthalle
War ein Gammellager gar.
Seine Mikrofilmattake
Macht das GUM zur Holzbaracke.
Und ich schäm mich auszusprechen,
Was das Staatstheater war.
Arbeit ohne Mitarbeiter -
Öde, trist, so denkt er weiter.
Und der Feind, ein kluges Köpfchen,
Schreibt 'nen ungedeckten Scheck.
In der Kneipe lernt er kennen,
Den sie Jepifan dort nennen.
Brachte ihh vom rechten Wege
Dieser Nichtsowjetmensch Pack.
Jepifan schien scharf auf Scheinchen,
Listig, klug, ein kleines Schweinchen.
Was das Bier betraf und Frauen,
Da war er in seinem Reich.
Für Spione wie geschaffen,
Machte er für John den Affen.
Ja, so kann es dem ergehen,
Der versoffen ist und weich.
"Erste Sache im Alleingang:
Viertel vier, beim Saunaeingang.
Etwas früher, etwas später
Hält ein Taxi hinterm Haus.
Steige ein, den Fahrer binden,
Such was wie ein Dieb zu finden.
Diesen Fall bringt wenig später
BBC ganz groß heraus.
Noch was, eh ich es vergesse:
Frische Wäsche, denn zur Messe
Kommt ein Mann mit einem Koffer
Auf dich zu und sagt zu dir:
"Wolln Sie Kirschen ohne Kerne?"
Darauf du: " Natürlich, gerne."
Und das Brot mit Sprengstoff drinnen
Bringst du dann gleich her zu mir.
Dafür, Freund, mit deiner Fahne,"
Sagte er zu Jepifane,
"Gibt's ein Häuschen in Chicago,
Autos, Weiber, Geld wie Heu."
Doch der Feind, der arg beknackte,
Ahnte nicht, wem er das sagte:
Jepifan, Major der Abwehr,
Ehegate, braw und treu.
Ja, das war wohl nichts, mein Bester,
Meistersptzel John Lancaster,
Diesmal ging es in die Äppel,
Sogenannter Mister, well?
Ausgeschaltet wie Schnewittchen,
Zum Friseur und ab ins Kittchen.
Und nun zog ein braver Grieche
Ins "Sowjetskaja" - Hotel.
1965
Äpfel aus dem Paradies
Irgendwann stirbt ein jeder, dann heißt es, das ist es gewesen.
Möglich, ich sterb umsonst, schiebt mir Jemand ein Messer hinein.
Für die Toten wird im Paradies eine Messe gelesen.
Mit den Toten wird Nachsicht geübt. Mit den Lebenden? Nein.
Mein Gesicht liegt im Dreck, schöne Pose, doch nun muß ich starten,
Meine Seele besteigt ein paar Pferde, die ich mir geklaut.
Alles aus. Ich probiere die Äpfel im himmlischen Garten.
Möglich, daß der Apostelidiot mir dafür eine haut.
Halt mal! Jetzt seh ich was, das hab ich doch schon öfter gesehen,
Eine fruchtlose Einöde. Endlos, so kommt sie mir vor.
Und immitten des Nichts steht ein Tor, und das will nicht aufgeben.
Eine Horde von Knastbrüdern liegt dort auf Knien vor dem Tor.
Ich beruhige mein Deichselpferd, schütte ihm Korn in die Schüssel,
Ich entferne die Kletten und flecht aus der Mähne 'nen Zopf.
Der Apostelfürst Petrus, ein Greis, er probiert alle Schlüssel,
Doch er kriegt es nicht auf,geht von dennen und schüttelt den Kopf.
Diese Horde kniet still vor dem Tor, sieht gequält aus und mager,
Plötzlich hockt sie sich hin, doch die Knie gehorhen ihr nicht.
Hundesspuren! Was heißt Paradies? Das hier ist doch ein Lager!
Alles ewieger Kreis. Der Gekreuzigte zeigt sein Gesicht.
Meine Pferde und ich, wir betrachten ein Lager von Klasse.
Der Geruch frischen Brotes, der fester als Handschellen hält.
Doch Ozon macht immun, so daß ich mich nicht hinreißen lasse,
Und kein Fluch entweicht mir, denn mein Mund ist vor Wonne entstellt.
Da beschimpfe der Greis mit den Haaren, den weißen, die Wachen.
Diese rannten, probieren am Schloß, ob es sich öffnen ließ.
Einer schlug zwar Alarm, doch er konnte dagegen nichts machen.
Alle stürzten sich in das gepriesene Land Paradies.
Plotzlich sehe ich, wie sich zwei grünliche Schatten verflocken.
Beim Schrei: "Klopft auf die Gleise", da fliegen sie entgelgleich an.
Brüder, seht, paradiesisch ist's hier, und das Gleis klingt wie Glocken.
Nicht die Schlüssel, die Dietriche zu unsern Seelen sucht man.
Ich erssticke dahinten. Gestorben einst weder im Liegen
Noch wie Jesus. Den Rücken zur Wand, welch ein sklavischer Schluß!
Eine Unzahl von Äpfeln: erfroren, die könnte man kriegen,
Paradiesisch bewacht, in die Stirn trifft dich dort jeder Schuß.
Auf den Wachttürmen Engel, und einer davon hat den Schlucken.
Gott vergig mir, ich habe ein paar von den Äpfeln geklaut.
Jag zurück auf die Erde. Den Schuß nahm ich, ohne zu zucken.
Bringe dir ein paar Äpfel, die hab ich am Körper getaut.
Sterbe jetzt schon zum zweiten Mal, kann mich ans Sterben gewöhnen.
Hat geklappt, einen Schuß in den Bauch, also hatte ich Glück.
Es ist üblich, Erschossene im Paradies zu verwöhnen,
Denn erschießt man dich dort, kommst du gleich auf die Erde zurück.
Mein Gesicht liegt im Dreck, schöne Pose, komm, du mußt dich zwingen.
Meine Pferde wolln Hafer, das gibt meine Zeit nicht mehr her,
Fahr den Abgrund entlang, schwing die Peitsche, will Äpfel dir bringen,
Denn du wartest auf mich, bis ich vom Paradies wiederkehr.
1977
Ballade meiner Kinderheit
Weder Zeit meiner Zeugung noch Gründe
Konnt ich mit dem Gedächtnis erfassen.
Weiß nur, ich, als Produkt einer Sünde,
Wurde vor meiner Frist schon entlassen.
Ward zur Welt gebracht nicht unter Schmerzen
Nach neun Monaten, Jahre warn's nicht...
Dieser erste Knast war unterm Herzen,
Doch der fiel nicht sosehr ins Gewicht.
Den Heiligen sei Dankgesagt,
Daß sie pepustet und gespien,
Daß meine Eltern es gewagt,
Mich herzustellen, aufzuuiehn.
In jener anspruchslosen Zeit,
Die jetzt eine Legende scheint,
Da gab es Reisen, lang und wit,
Als Weg zur Besserung gemeint.
Geholt noch in der Zeugungsnacht,
Auch schon vorher, je nach Befehl.
Was sie zustande so gebracht:
Wir leben und sind kreuzfidel.
Lauf, Gedanken, ihr resenden Hunde,
Laßt in Worte und Zeilen euch fassen!
Eingesperrt aus verständlichem Grunde,
Achtunddreißig erstmalig entlassen.
Doch von Monat zu Monat ward's schlimmer,
Die Geburt hab ich dann überlebt
Und mich eingewöhnt, klar, wenn man immer
In der Ersten Mestschanskaja klebt.
Das Zimmer war durch eine Wand
Mehrmals geteilt, man hört' genau,
Wer weg war, sich zu Haus befand
Und Wodka trank mit seiner Frau.
Man mußte schon bescheiden sein,
Allein war man dort niergendwo,
Für achtunddreißig Mietspartein
Gab's in der Wohnung nur ein Klo.
Wir hatten Wattejacken an
Und klapperten, es war sehr kalt.
Was die Kopeke wert sein kann,
Das wußte ich schon ziemlich bald.
Als dann täglich die Angriffe waren,
Wurde niemand von Furcht mehr ergriffen,
Sogar ich Knirps mit meinen drei Jahren
Hab auf Fliegeralarm schon gepfiffen.
Was von oben kam, war nicht nur Segen,
Brände wurden gelöscht Tag und Nacht.
Meine Sandschaufel kam da gelegen,
Sie hat auch etwas Nutzen gebracht.
Als durch das Dach die die Sonne schien,
Traf sie mit ihren Strahlen da
Auch den Kirillytsch Jewdokim
Und Gissja Moissejewna.
Sie fragt:"Die Söhne?" Er verneint:
"Sie sind verschollen, kein Bescheid.
Ach Giska, was uns heute eint,
Das doch unser aller Leid.
Als ob du selbst nicht leiden mußt,
Du könntest gradso Russin sein,
Denn meine Söhne sind vermißt
Und deine sitzen schuldlos ein."
Schob beiseite die Windeln und Schühchen,
Ohne Aufpasser wollteich wandern.
Man beschimpfte mich:"Du taubes Frühchen",
Doch ich war so normal wie die andern.
Die Rollos wurden runtergenommen,
Von dem Zittern vorm Fritz blieb ein Rest,
Unsre Väter, nach Hause gekommen,
Suchen sich oft ein anderes Nest.
Die Tannte Sinna trägt ein Kleid
Mit Drachen und mit Schlangen drauf,
Bei Wowka taucht' vor kurzer Zeit
Der Vater mit Trophäen auf.
Trophäenjapan gab ein Pfand
Trophäendeutschland, man grif hin,
Germanien zog in unser Land
In einem Riesenkoffer drin.
Ich legte Schulterstücke an
Und hab mich als Major drapiert.
Es kammen Zivilisten dann,
Die hatte man evakuiert.
Unsre Väter versuchen zu starten,
Wurden nüchtern und soffen von neuem,
Freudentränen belohnten das Warten,
Doch oft gab's keinen Grund mehr zum Freuen.
Vitka Vater mit kräftigen Händen,
Für die Metro grub er Tunnel aus,
"Korridore, die enden an Wänden,
Doch die Tunnel, die führen hinaus."
Doch Vitka gab nichts drauf, der Tor,
Er dachte: Vaters Spinnerein,
Und kam aus unserm Korridor
In einen andern, saß dort ein.
Daß er sich stritt, kam sehr oft vor,
Verzweifelt dann sein Widerstand.
Er ging durch diesen Korridor
Und endete an einer Wand.
Die Väter waren zwar nicht dumm,
Doch lebten sie in ihrer Welt.
Wir sahen uns im Leben um,
Nun ganz auf uns allein gestellt.
Schlägereien, das Blut kam geflossen,
Auch bei denen, die noch eingeschissen,
In den düsteren Kellergeschossen
Haben wir uns vor Panzer geschmissen.
Keine Kugel, die uns da berührte,
Doch für uns war sie spannend, die Zeit,
Es gab nichts, was man nicht mal riskierte,
Legte Feilen als Dolche bereit.
Die Klappmesser mit scharfem Schliff,
Die federleichten, schwarz und grün,
Die stecken später bis zum Griff
In Lungen, schwarz vom Nikotin.
Sie waren waghalsig und schlau,
Rotznasen nützen aus die Not:
Gefangene Deutsche auf dem Bau,
Die tauschen Messer gegen Brot.
Die Einsätze warn sehr gering
Bei Pfandeerspielen, die man trieb,
Doch die Romantiker, der ging
Von dunklen Höfen fort als Dieb.
Eine Schieberin, ganz große Klasse,
Angst vor Gott oder Nachbarn? Nichts da!
'ne Million hatte sie in der Kasse,
Pereswetowa, die Marussja.
Ständig Hunger, so ging es dort allen,
Sie trank heimlich und still in der Not,
Ist dann, plumps, vor der Tür umgefallen,
Bös gestorben, war kein schöner Tod.
Die Sucht nach Reichtum ist beinah
Noch stärker als nach Heroin.
Marussja Pereswetowa,
Die konnte sich ihr nicht entziehn.
Es lief dann alles ganz normal,
Man war erstaunt von solcher Pracht
Und sauer: So viel Kapital! —
Besonders der vom Metroschacht.
Er riß dann unser Haus ab
Und sagt' zu uns:"Rotznasen ihr,
Was krieg denn ich vom Kriege ab?"
Und hat geflucht, der Offizier.
Es gab Zeiten, da gab die Keller,
Dann die Zeiten, de senkte man Preise.
Das Kanalwasser floß immer schneller,
Stoppte dort, wo es sollte, die Reise.
Diese Kinder von alten Majoren
Holte man nach Sibirien ab,
Und aus jenen, den Knast-Korridoren,
Ging es schwerer hinauf als hinab.
1975
Hier und dort sah man im Restaurant Malerein...
Hier und dort sah man im Restaurant Malerein,
"Der erstochene Recke", "Drei Bären".
In der Ecke am Tisch saß ein Hauptmen, allein.
"Sie gestatten?" - "Ich kann's nicht
Verwehren".
"Komm, hier, rauch!"
"Danke, nein, ich rauch keine Kasbek."
"Reich dein Glas her, bis die hier aufwachen."
"Danke, nein, ich hab Zeit."
"Trink schon, mach keinen Zeck, bleib gesund!"
"Unbedingt, werd ich machen."
"Also was ist mir dir?" fragt er, ganz schön im Tee,
"Elegant kannst du immerhin saufen,
Weißt du auch, was ein Panzer ist, was ein MG,
Was es heißt, zur Attacke zu laufen?
Dreiundvierzig bei Kursk, als ich Feltwebel war,
Wieviel ich seitdem abgekriegt habe...
So viel, Bruder, ach es ist schon gar nicht mehr wahr,
Samit du hier in Ruhe, du Knabe..."
Viel geflucht, viel getrunken, ich stand ihm nicht nach.
Nur zum Schluß trat ich etwas daneben,
Hab den Hauptman beleidigt, als ich ihm sprach:
"Zum Major schaffst du's nie mehr im Leben!"
Er hat weinend mich nach meinem Vater gefragt,
Stiert' ins Glas dumpf und an zu schreien:
"Für dich Saukerl hab ich dort mein Leben gewagt,
Du vernichtest es mit Sauferein!
Eine Knarre für dich und ab in die Schlacht,
Anstatt daß wir hier rumsaufen sollten!"
Ich saß da, wie im Graben bei Kursk grad erwacht,
Wo als Feldwebel er was gegolten.
1966
Der nicht geschossen hat
Was soll ich euch belügen, dazu bin ich zu alt,
Mich hat ein ganzer Zug mal am Morgen abgeknallt.
Wer weiß, warum so etwas grad mir passieren muß?
Das wird mir niemand glauben umd sagen:"Alles Stuß!"
Mein Kommandeuer, der wollte es erst nicht,
Doch als man fest auf meinem Tod bestand,
Tat dieser Zug vorbildlich seine Pflicht,
Nur einem, dem versagte seine Hand.
Mein Schicksal, das verrückte, es läuft schon lange schief.
Ich griff mal einen Deutschen, der mich jedoch weglief.
Der Sicherheitsmensch aber, solide, wie er war,
Behilt mich streng im Auge, wir wurden bald ein Paar.
Zog sie aus Licht und schleppte heran,
Die Kaderakte, dick und ordentlich.
Da half mir nichts und niemand, ich war dran.
Er half! Der nicht geschossen hat auf mich.
Die Hand fiel in den Abgrund, es krachte, Feuer frei.
Ich hör:"Er lebt, der Teufel, ins Lasarett, dawai!"
Passierschein, ab ins Jenseits, so hatte ich geglaubt,
Erschossen wird nicht zweimal, denn das ist nicht erlaubt.
Als mich der Arzt sah, pfiff er durch den Zahn,
Holt' Kugeln aus mir und wundert' sich.
Ich unterhielt mich leis im Fieberwahn
Mit dem, der nicht geschossen hat auf mich.
Ich leckte meine Wunden, war selten nur im Bett,
Doch war ich Hahn im Korbe in diesem Lazarett,
Denn alle Weiber waren in mich total verknallt.
"He du, nur Halberschoßner, zum Spritzen, na wird's bald!"
Sie wurden dann zur Insel Krim gebracht,
Pakete mit Glukose schickte ich,
Damit sich's süßer kämpft in dieser Schlacht,
Für den, der nicht geschossen hat auf mich.
Ich trank den Tee aus Schälchen, des öfteren mit Schuß.
Ich bin nicht draufgegangen, ich kämpfte bis zum Schluß.
Der Kommandeur begrüßt' mich und sagt' mir ins Gesicht:
"Daß man dich nicht erschossen, nein, meine Schuld war's nicht."
Statt mich zu freuen, daß man mich noch läßt,
Ich heulte wie ein Hund und fluchte matt.
Ein deutscher Schütze gab mir dann den Rest,
Schoß nieder den, der nicht geschossen hat.
Der Gipfel
Hier habt ihr kein Flachland, das Klima extrem,
Lawinen rollen, beinah nach System,
Und hier ein Steinschlag dem andern die Hand.
Man könnte umdrehn, den Abgrund umgehen,
Der schwierige Pfad ist ausersehn,
Ein Kriegspfad, der fordert Mut und Verstand.
Wer hier noch nicht war, wer das niemals riskiert,
Der hat sich im Leben nie ausprobiert,
Selbst wenn er die Menschheit vom Schnupfen befreit.
Denn du triffst da unten, reck dich und streck,
Auch zufällig, es hat keinen Zweck,
Nicht mal ein Zehntel solcher Herrlichkeit.
Kein Rosengebinde und kein Trauerkranz,
Hier ist dein Grabstein ein Stein ohne Glanz,
Kein Denkmal, damit man dich ja nicht vergißt.
Doch dafür wird leuchten im weiten Kreis
Ein ewiges Feuer, grünes Eis,
Der Gipfel, an dem du gescheitert bist.
Die Mäuler zerfetzen, das sollen sie nur.
Umsonst gestorben? Woher! Keine Spur!
An Schnupfen wär schlechter oder an Spirt.
Die anderen zihen ihrem Komfort
Die Mühen und das Risiko vor.
Sie gehen bis zum Ende ihren Schritt.
Hier darfst du nicht träumen, die Wände sind steil.
Hoff nicht auf das Glück oder Zufälle, weil
Sehr unzuverlässig sind Steinbocken, Wände und Eis.
Trau nur deinem Freund und der Kraft deiner Hand,
Die Haken tiefer noch in jede Wand,
Und betet zu Gott, daß die Leine euch ja nicht reiß.
Wir kerben die Stufen und schwitzen wie Vieh.
Kein Widerruf, wenn uns auch zittern die Knie.
Du spürst, wie dein Herz hoch hinaus schon zum Gipfel ausbrach.
Auf deiner Hand liegt jetzt die Erde, die Welt,
Du merkst, wie dein Glück nun den Atem anhält.
Was bleibt, ist der Neid auf die anderen, die noch danach...
1966
Abschied von den Bergen
Sind zurück, uns empfängt der alltägliche Trab,
Diese Hektik der Stadt, dieser Lärm der Motoren.
Stiegen wir von bezwungenen Gipfeln herab,
Unser Herz in den Bergen verloren.
Also läßt doch unnütze Streiten,
Den für mich ist der Fall sonnenklar:
Mehr Genuß als ein Berg kann bereiten
Nur ein Berg, auf dem ich noch nicht war.
Niemand möchte im Unglück ein Einsiedler sei.
Wer geht gern, wenn er weiß, daß sein Herz ankern werde.
Doch wir steigen herab, lassen Berge allein,
Denn was soll's, auch die Götter, sie stiegen zur Erde.
Also läßt doch unnütze Streiten,
Den für mich ist der Fall sonnenklar:
Mehr Genuß als ein Berg kann bereiten
Nur ein Berg, auf dem ich noch nicht war.
Ja, uns mahnen die Berge, sie rufen uns: Bleibt!
Wecken Worte und Hoffnungen, so viele Lieder.
Doch wir kehren zurück, weil uns irgendwas treibt
Auf die Erde herab, immer wieder und wieder.
Also läßt doch unnütze Streiten,
Den für mich ist der Fall sonnenklar:
Mehr Genuß als ein Berg kann bereiten
Nur ein Berg, auf dem ich noch nicht war.
1966
Frölicher Leichengesang
Ob du im Zug oder Auto willst fahren,
Ob angetütert per pedes mußt gehn,
Überall lauern doch heute Gefahren.
Schwer ist es, lang auf den Beinen zu stehn.
Unfall in Samoskworetschje geschehen:
Drei zum Begräbnis des vierten gehetzt,
Drei sind verwundet, sie könn' nicht mehr gehn,
Nur der im Sarg lag, der blieb unverletzt.
Weiber, die heulten gequetschtdurch die Zähne,
Und dieser Pope traf nie einen Ton,
Auch die Trompeten - wie eine Sirene,
Nur der im Sarg lag, schwieg mit Perfektiion.
Kommt doch sein Chef, der Halunke, geschichen,
Küßt seine Stirn, hat vor ekel geschluckt.
Jeder küßt ihn, weil er wehrlos, verblichen,
Er jedoch, ehrlich, hat nicht mal gezuckt.
Plötzlich Gedonner, da mach was dagegen.
Schert sich Natur um die Reden am Grab?
Jeder rennt weg und sucht Schutz vordem Regen,
Nur der im Sarg lag, der haute nicht ab.
Was macht ihm Regen, das bißchen Gewitter,
Lebende sind halt nicht so wetterfest.
Doch die im Sarg, das sind wahrhafte Ritter,
Wenn sich das auch nicht so gleichsetzen läßt.
Mach, was du willst, darein mußt du dich finden,
Weil du schon vorher den Stempel abkriegst.
Dann erst wird er von der Stirne verschwinden,
Wenn du erledigt im Holzkasten ligst.
Im Kollektiv- oder Einzelsarg liegen,
Tote, die haben kein Wohnungsproblem.
Tote, die sind nicht mit Gold aufzuwiegen,
Meckern nicht, lügen nicht, sind sehr bequem.
Keine Erregung mehr, nichts wird verdorben,
Streng die Gesellschaft dort im Schattenreich.
Nicht wie bei uns, hier wird ständig gestorben,
Außer man liegt schon im Sarg totenbleich.
Man sagt, ich rühme angeblich nur Leichen.
Nein, nur das Schicksal empört mich so sehr.
Denn dieses Schicksal sagt, wann wir erbleichen —
Nur die im Sarg sind, die stört das nicht mehr.
Schlachthöfe arbeiten flink, zuverlässig,
Doch wer es nötig hat, der hält sich fit.
Trotzdem: mit Lebenden ist alles Essig,
Außer sie liegen schon drinnen im Sprit.
1967
Hier ist dein Fahrschei, hier dein Zug...
Hier ist dein Fahrschein, hier dein Zug.
Fahr zu, ins Paradies, zum bunten Traumkintopp.
Okay gebucht dein letzter Flug,
Siehst Filme dort dreihundert Jahre lang nonstop.
Der Daumenabdruck, der vom Schuh
Sind registriert. Was nicht erlaubt ist, das bleibt hier.
Steriles Engelchen bist du,
Fährst zweiter Klasse, doch mit Bettwäsche dafür.
Es geht jetzt in Erfüllung, was einst propheziert.
Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Himmelsfahrt.
Ach Wunsch, zu leben bis in alle Ewigkeit,
Nicht sterben müssen in gewohnter Art!
Bevor du fährst, sei nicht bedrückt
Und brüll nicht, so denn Gott ist taub vom vielen Schrein.
Zum Himmel ist ein Mensch entrückt,
Er trifft dort Gott, denn er wird sicher oben sein.
Grüß ihn von uns mit Freundlichkeit,
Und solltest du's vergessen, mach dir nichts daraus.
Wir haben nur noch wenig Zeit
Und flaschen blöd herum, auf einmal ist es aus.
Ein jeder geht mal durch das Tor,
Ob in dreihundert Jahren oder jetzt, ist gleich.
Nur keinen Krieg, da sei Gott vor,
Wir spielten unsern Enkeln einen schlechten Streich.
Dann weckt euch irgendwer, ihr liegt,
Wo kein Gestank, kein Krebs und auch kein Krieg mehr droht,
Die Hongkonggrippe auch besiegt,
Wo alles bestens ist, bist du nun froh, Idiot?
Adieu, man, gibtschon das Signal,
Nun gute Fahrt, schütz dich vor Übel allezeit!
Und triffst du Gott tatsächlich mal,
Dann denk an uns, grüß ihn bei der Gelegenheit!
1974
Nachdichtungen von
Reinhold Andert,
Rolf Bräuer,
Ditmar Hochmuth,
Klaus-Peter Schwarz
Спасибо чувакам, что переперли Семёныча на язык Гёте!
@темы: Высоцкий